Entrümpeln und leben im Übergang

Entrümpeln gegen das Nachdenken und für die Ordnung im Kopf

Was hätte ich bloß in meinen ersten Tagen zurück in Berlin ohne einen vollgestellten Dachboden im Haus meines Großvaters gemacht? Heißer Tipp für eine „Jetzt ist eine Lebensphase vorbei und die nächste kommt erst noch“ – Zeit: Entrümpeln! Mir hat es geholfen, nicht zu viel nachzudenken und gleichzeitig ist es ungemein befriedigend, zu entrümpeln, bei ebay Kleinanzeigen Dinge zu verkaufen und einen kompletten Tag auf dem Flohmarkt zu verbringen. Letzteres ist wirklich ein Erlebnis gewesen. Ich war fasziniert. Von den super unterschiedlichen Menschen (eine kompletter Querschnitt durch die Gesellschaft), dem ganzen Zeugs (vor allem von den Dingen, die ich auf meinen eigenen Tisch gelegt habe) und der ganzen Flohmarktszenerie. Ich habe mir in Anbetracht dessen noch einmal geschworen, meinen Kindern später nur Gebrauchtes zu schenken. Auch mein Vater (der sichtlich Spaß auf dem Flohmarkt hatte) stimmte mir zu. Wir haben uns darauf geeinigt, dass er später nach und nach meine alten Kinderbücher an seine Enkel verschenkt. Warum immer neu kaufen, wenn man mit 28 Jahren eh auf dem Flohmarkt steht und verzweifelt versucht potentiellen Kunden eine Diddl Metallbox mit einer Ballerina anzudrehen? (Wer Interesse an dieser Box hat: Sie wäre noch zu haben!)

Ein kleines schlechtes Gewissen hatte ich ja schon, als ich einen Mann skrupellos eine wahnsinnig hässliche Keramikdose mit rosa Rosen von meinem Wühletisch hab kaufen lassen. Hätte ich ihn retten müssen? Andererseits hat auch eine wahnsinnig hässliche Keramikdose eine Wertschätzung verdient, die sie bei ihrem neuen Besitzer sicherlich bekommt.

Fazit: Entrümpeln hilft im Übergang, ist irgendwie meditativ dazu noch sinnvoll und man bekommt dazu noch etwas für die Reisekasse! 🙂 Einen Flohmarkt dazu und schon hat man außerdem einen spannenden Tag.

Der Übergangsprozess

Nun, das Entrümpeln war für mich genau das Richtige in der ersten Woche. Ich hatte ein Projekt und das Gefühl, Ordnung zu schaffen. Anfang dieser Woche habe ich mit meinem ehemaligen Coach über Übergänge unterhalten. Wir haben beide festgestellt, dass es manchmal vielleicht an Ritualen oder Ähnlichem fehlt, wenn eine Lebensphase zu Ende geht. Das stimmt. Manchmal wacht man am nächsten Tag auf und befindet sich in einer ganz neuen Lebensphase, als hätte man einfach einen Schalter umgelegt. Aber ganz so einfach ist das nicht. Manchmal fühle ich mich etwas seltsam und kann es immer noch nicht so wirklich fassen, dass meine Zeit in Hamburg nun vorbei ist und ich in ein paar Wochen für unbestimmte Zeit in die Welt hinausziehen werde. Ich frage mich, ob die 2 Monate „Pause“  zwischen diesen Lebensphasen (Hamburg und die Reise) die richtige Entscheidung war. Mir ist bewusst, dass diese Fragestellung wahrscheinlich ein Luxusproblem ist, aber dennoch ist es eine legitime. Aber vielleicht war diese Entscheidung auch richtig, um etwas zur Ruhe zu kommen und Dinge zu verarbeiten, bevor ich mich in das nächste Abenteuer stürze. Ich habe auf einmal massig Zeit für mich selber, mache viel Sport und lebe ein wenig in den Tag hinein.

Ich ertappe mich dabei, wie ich mich nach Projekten sehne und komme mir gerade etwas unnütz vor (schließlich ist der Flohmarkt schon ganze 4 Tage vorbei!). Schon verrückt. Ich habe Schwierigketeiten aus diesem“Ich muss ein Projekt nach dem anderen machen“ – Modus raus zu kommen. Ich habe Schwierigkeiten mir diese Zeit mal einzugestehen und einfach mal Pause zu machen, ohne einen großartigen Input zu bekommen. Aber wahrscheinlich ist es genau das, was ich einfach mal lernen muss (auch wenn ich das Wort „muss“ versuche zu vermeiden): Abzuschalten, ruhig zu machen, mal keine Projekte zu machen, nicht zu versuchen die Welt zu retten, sich zu langweilen, einfach rum zu gammeln und nicht ständig darüber nachzudeken, was ich denn jetzt PRODUKTIVES machen könnte. Hach, immer diese Produktivität. Von der möchte ich auch mal ein wenig loskommen. Ist mir manchmal echt zu anstrengend. Vor allem meine Definition von Produktivität. Sobald ich auf Reisen sein werde kommt der neue Input von ganz alleine und Produktivität bekommt eine andere Bedeutung.

Ich bin gespannt, wie es mir gelingen wird, die Zeit bis zu meiner Reise zu nutzen (abgesehen von den Reisevorbereitungen).Es war eine bewusste Entscheidung und hat ihren Sinn. Meine Übergangsphase bis zu meiner Reise ist wichtig für mich, auch wenn ich noch lernen möchte, besser mit ihr umzugehen und sie mehr wert zu schätzen.Ich brauche sie, um mich zu sammeln und mich vorzubereiten. Ich möchte lernen, mich auch jetzt schon einfach treiben zu lassen, nichts zu erzwingen und einfach zu schauen, was diese Zeit in Berlin für mich bereit hält.

Und zum Schluss: Fragen zum Nachdenken für euch:

Seid ihr gerade in einem Übergang oder habt bereits einen solchen erlebt? Wie geht ihr mit diesem Übergang um oder seid ihr umgegangen? Habt ihr diesen Übergang wie ich freiwillig gewählt? Wie empfindet ihr ihn bzw. habt ihr ihn empfunden? Wie nutzt ihr ihn bzw. habt ihr ihn genutzt?

Ich wünsche euch starke Brücken zum übergehen!

 

 

 

 


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