Über das alleine Losziehen

Das Gefühl des Brodelns vor der Abreise

In weniger als zwei Wochen ist es soweit. Gestern las ich einen Blogartikel eines Pärchens, welches ihr Gefühl kurz vor ihrer Weltreise beschrieb. Mit diesem Gefühl des „Brodelns“ anstelle der reinen Vorfreude, bei der das Herz die ganze Zeit hüpft, kann ich mich sehr gut identifizieren (hier fand ich den Artikel dazu).

Es ist das Brodeln des Ungewissen; der Freude; der vielen Gedanken; der Freiheit; des Abschieds; der gemischten Gefühle; des Wartens auf etwas Großes; der Zweifel; der Befürchtungen; der inneren Stärke; der Neugierde; des „Nichtrealiserenkönnens“, dass es wirklich bald losgeht; der Zuversicht, das „Riechenkönnen“ der vielen Abenteuer, der Energie. Es ist ein starkes Brodeln, welches ich direkt in meinem Inneren (im Brustkorb) spüren kann, total abgefahren. Es durchflutet mich richtig in manchem Momenten.

Beim Lesen des Pärchenweltreiseblogs kam mir natürlich auch wieder der unliebsame Gedanke, dass es ja doch ziemlich schön ist, mit jemanden ein solch großes Reisevorhaben gemeinsam zu starten. Mit einem guten Freund / Freundin oder sogar einem Lebenspartner. Ich sehe mir ein Video vom Pärchenweltreiseblog an und werde etwas neidisch. Wie viel Spaß die beiden doch zu haben scheinen und vor allem haben sie sich. Es ist ein seltsames Gefühl zu wissen, dass mein ehemaliger Freund fast zur gleichen Zeit mit seiner neuen Freundin auf eine große Reise aufbricht, während ich meinen Rucksack alleine aufschnalle. Ich bin schön öfters alleine gereist. Angst ist nicht das Problem. Aber schön wäre es ja schon, die Erlebnisse zu teilen mit einem Menschen, den man liebt oder der einem sehr nahe steht.

Frei sein mit sich selber

Jetzt kommt das ABER! Ich hielt nie mit aller Kraft daran fest, unbedingt alleine reisen zu wollen. Ich überließ es dem Schicksal mir eine Reisebegleitung, beispielsweise einer neuen Liebe in mein Leben zu schicken. Für mich war auch klar, dass diese neue Liebe aber dann auf alle Fälle mitkommen müsste, den fahren würde ich auf alle Fälle. Das wusste ich. Ist aber nicht passiert. Also sage ich mir, dass das Leben etwas anderes mit mir vor hat. Ich stolpere in letzter Zeit öfters über Beiträge und Artikel, welche die Vorteile des Alleinereisens verdeutlichen und eigentlich kenne ich diese auch. Eigentlich spüre ich auch, dass ich mich alleine auf diese Reise begeben möchte. Ich möchte mich in das Leben schmeißen, auf mich hören, meinen Weg gehen, mich weiter kennen lernen. Ich möchte frei sein in meinen Entscheidungen. Ich möchte meinem eigenen Bauchgefühl zuhören. Ich möchte dort hingehen, wohin ICH möchte. Ich möchte mich spüren.

Wenn ich mich an vergangene Reisen erinnere, die ich alleine gemacht habe, kommen so viele schöne Erinnerungen in mir auf. Diese Reisen haben mich persönlich so viel weiter gebracht und ich habe so viel durch sie über mich selber, die Welt und andere Menschen gelernt. In mir möchte etwas wachsen, etwas in mir möchte lernen. Und dieses etwas möchte vielleicht gerne noch etwas länger „alleine“ sein. Ich wünsche mir das Finden einer Liebe und eine Familie eines Tages bevor ich 40 werde. Eigentlich ist jetzt ein wunderbarer Zeitpunkt, meine absolut unabhängige Zeit mit mir selber zu genießen und auszunutzen.

Was heißt eigentlich alleine reisen? Ich werde für ein paar Etappen von Freundinnen begleitet werden und weiß, dass ich viele spannende und herzliche Menschen auf meinem Weg begegnen werde. Manchen werde ich vielleicht nur kurz begegnen, andere werden mich begleiten und ich sie.

Hier findet ihr drei Artikel, die über die Vorteile des Alleinereisens schreiben. Ich stimme ihnen auf alle Fälle zu.


Ein Gedanke zu “Über das alleine Losziehen

  1. Liebe Veronika,

    mal wieder bin ich berührt von Deiner Entschlossenheit und Klarheit, Deinen Weg zu gehen. Danke Dir dafür. Auch ich stehe gerade vor einer kleinen Reise, die ich mit mir zusammen beginnen möchte. Dennoch kommen auch in mir Ängste, Zweifel und Sorgen darüber auf, mich einsam, allein und nicht zugehörig zu fühlen. Ja, mich mitunter sogar verloren zu fühlen, zwischen all den Menschen, die sich scheinbar oder real verbunden fühlen miteinander. Aber ist das wirklich so? Oder ist das nur meine Angst? Ja, die Zeit des „sich kennenlernens“ voll ausschöpfen, genießen und sich inspirieren lassen. Vor 40 möchte ich auch gerne eine eigene Familie haben. Bis dahin ist viel Zeit für Wachstum, Reifung und bei mir sein. Dennoch, selbst auf dem Schweinskopf Festival und anderen Veranstaltungen dieser Art fühlt ich mich oft allein in der großen Masse einer Gemeinschaft, denn es fehlte dann doch irgendwie die ganz vertraute Person, die eine Beziehung/Partnerschaft so mit sich bringt. Und auch in diesem Konstrukt der Liebe gibt es natürlich immer wieder diese Momente von „all eins sein“. Also am Ende bleibt sowieso die Verbindung zu Dir, Deiner Liebe, Deinem Herzen und zu Deinen Wuzeln der einzige Anker, auf den Du dich wirklich verlassen kannst, egal wo oder mit wem Du bist, denke ich. Ich habe großen Respekt vor Deiner Entscheidung, dich auf diese Reise zu begeben. Dazu wünsche ich Dir von ganzem Herzen viel Kraft, Ruhe, Vertrauen und stets eine gute Portion Deiner Intuition auf die Du Dich verlassen kannst.
    Es war schön, Dich noch mal zu sehen in Osterbruch!
    In Gedanken reise ich mit Dir und freue mich auf weitere Erfahrungsberichte von Dir.

    bis gleich.

    Von Herzen, Gesa

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